The California Camera Club – Neuerscheinung der 2020 mit dem Thinking Photography. DGPh-Forschungspreis ausgezeichneten Dissertation von Carolin Görgen
Jelena Albers
Mi., 08.10.2025 – 09:49
Anfang des 20. Jahrhunderts war der California Camera Club mit rund 400 Mitgliedern das größte Fotografienetzwerk der Vereinigten Staaten. In ihrem Buch „The California Camera Club“ rekonstruiert Dr. Carolin Görgen die bislang weitgehend vergessene Geschichte dieses Clubs und zeigt auf, welche zentrale Rolle er in der fotografischen Darstellung Kaliforniens und des amerikanischen Westens spielte.
In einer Zeit, in der handliche Kameras immer verbreiteter wurden und San Francisco sich zu einem wichtigen Zentrum für Fotograf*innen im Westen entwickelte, schufen die Mitglieder des Clubs gemeinsam ein Bild von Kalifornien als Sinnbild des amerikanischen Westens. Anders als viele Fotograf*innen an der Ostküste waren sie eng mit westlichen Künstler*innen, Unternehmer*innen, Politiker*innen und Naturschützer*innen vernetzt, die alle das Ziel verfolgten, Kalifornien mit Hilfe des neuen Mediums Fotografie zu promoten.
Die Clubmitglieder arbeiteten überwiegend im Freien, nutzten moderne Technik und produzierten eine enorme Zahl an Bildern in Form von Abzügen, Ausstellungen, Zeitschriften und Laternenbildern. Diese fotografischen Arbeiten prägten nachhaltig das Verständnis von „Kalifornienfotografie“ als einer Outdoor-Praxis, die tief in der Landschaft und Kultur des Westens verwurzelt ist.
Görgen beginnt ihre Darstellung mit den ersten Fotoausstellungen der 1880er-Jahre und dem Aufbau eines lebendigen Netzwerks von Foto-Exkursionen. Auch die Zerstörung durch das Erdbeben und Feuer von San Francisco im Jahr 1906 konnte den Club nicht aufhalten. Im Gegenteil: Bis zur Panama-Pacific International Exposition im Jahr 1915 war der Club zu einer wichtigen Plattform für die Förderung einer neuen Generation von Fotograf:innen geworden – darunter auch bekannte Namen wie Ansel Adams. Obwohl der Club durchaus individuelle Karrieren unterstützte, sieht Görgen seine bedeutendere Leistung jedoch in der gemeinschaftlichen Arbeitsweise und der kollektiven Bildproduktion. Damit eröffnet sie einen neuen Blick auf die Geschichte der Fotografie: nicht als rein individuelles Schaffen, sondern als kooperativen Prozess, der wesentlich zur dauerhaften Bildprägung des amerikanischen Westens beigetragen hat.
Die Dissertation, die 2020 mit dem Thinking Photography. DGPh-Forschungspreis ausgezeichnet wurde, ist ab Ende Oktober nun als Buch bei der University of Oklahoma Press erhältlich: zur Website.
The California Camera Club
Collective Visions in the Making of the American West
von Carolin Görgen
312 Seiten mit 115 Abbildungen
Hardcover, 20,3 x 25,4 cm
Oklahoma, University of Oklahoma Press
ISBN: 9780806196039
65 USD / ca. 56 EUR
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